Ausstellung, 2010

»Mit dem Projekt, das künstlerische und architektonische Zugänge zum Thema in den Vordergrund stellt, kann ein neuer Diskurs über die Ziele von Design beginnen, dessen Leitfrage lautet: Wie wollen wir morgen leben?«

Thomas Edelmann, Der Standard

»Wie wollen wir in der Zukunft leben?« fragt die Ausstellung Klimakapseln im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg.Die Ausstellung fasst erstmals historische und aktuelle klimabezogene Modelle, Konzepte, Strategien, Experimente und Utopien aus Design, Kunst, Architektur und Städtebau zusammen, die nicht das Ziel verfolgen, den Klimawandel aufzuhalten, sondern Visionen für ein Überleben in der Katastrophe entwerfen.

Der Wandel scheint unabwendbar, da die Politik zögert, verbindliche Maßnahmen für den Klimaschutz zu ergreifen, und die Bürger nur schwer zur Änderung ihres Verhaltens zu bewegen sind. So ist die Weltgemeinschaft aufgefordert, sich mit den Möglichkeiten der Anpassung an den Klimawandel auseinanderzusetzen. Zu sehen sind über 25 mobile, temporäre und urbane Kapseln, mit denen menschliches Leben unabhängig von den klimatischen Bedingungen möglich werden soll – von schwimmenden Städten über Körperkapseln bis zu Konzepten der Meerwasserdüngung oder Schwefeleinstreuungen in die Stratosphäre. Ein Symposium, ein Filmprogramm, Lesungen, Performances und Workshops beschäftigen sich mit der Wechselwirkung zwischen Gestaltungsprozessen und politischen Einflussfaktoren wie Migration, Grenzpolitik und Ressourcenkonflikten und reflektieren die Folgen für soziale und kulturelle Abschottungen und Ausgrenzungen.

Im Zentrum der Ausstellung »Klimakapseln. Überlebensbedingungen in der Katastrophe« stehen anwendungsbezogene Projekte für klimatologische Kapseln aus Design, Kunst, Architektur, Stadtplanung und Geo-Engineering. Die gesellschaftlichen (politisch, kulturell, sozialräumlich) Konsequenzen dieser aktuellen Anpassungsstrategien werden mittels zeitgenössischer künstlerischer Positionen und avantgardistischer Konzepte des 20. Jahrhunderts reflektiert. So kommt den historischen Projekten im Kontext des Klimawandels eine neue Bedeutung zu. Die aktuellen künstlerischen Projekte brechen die positivistische Perspektive und bieten dem Ausstellungsbesucher eine weitere sinnliche Erfahrungsebene an. Die Exponate lassen sich in fünf Aspekte gliedern: Körperkapseln, Wohnkapseln, urbane Kapseln, Naturkapseln und atmosphärische Kapseln.

»So manche positivistische Position wird durch eine kritische gebrochen. Dies hat Kurator Friedrich von Borries präzise inszeniert – wie das Gezeigte letztlich einzuordnen ist, muss der Besucher allerdings selbst entscheiden.«

Christian Holl, Bauwelt

»Die Ausstellung ist nicht weniger aufregend als das Buch. An vielen Stellen ähnlich komisch. Und überall fast genauso bedrückend. Wenn das die Zukunft ist, dann wird es eng. Und es riecht verdammt nach Kunststoff.«

Peter Richter, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Kurator: Friedrich von Borries

Teilnehmende Künstler, Designer und Architekten: Anderson Anderson Architecture (US), Ant Farm (US), Richard Buckminster Fuller (US), Vincent Callebaut (B), Juan Downey (US), David Greene (GB), Tue Greenfort (DK), Ilkka Halso (FI), Haus-Rucker-Co (AT), Ron Herron (GB), Kouji Hikawa (JP), Christoph Keller (D), Lawrence Malstaf (B), Gustav Metzger (D), N55 (DK), Lucy Orta (GB), Michael Rakowitz (US), Pablo Reinoso (ARG/F), Shoji Sadao (US), Tomás Saraceno (Planet Erde), Werner Sobek (D), Jan-Peter E.R. Sonntag (D), Matti Suuronen (FI), Ingo Vetter (D)**

Zugehörige Projekte

Publikation

Klimakapseln (Essayband)

Wie werden wir uns anpassen, wenn der Klimawandel Realität geworden ist?

Noch ignorieren wir die Folgen der globalen Erwärmung in der Hoffnung, Politikern oder Ingenieuren werde schon etwas einfallen, wenn der Problemdruck erst einmal groß genug ist. Friedrich von Borries stellt eine vielleicht realistischere Frage: Wie werden wir uns anpassen, wenn der Klimawandel Realität geworden ist?